Kleine Fibel der Dachziegelarten

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Wer heutzutage ein neues Haus bauen oder ein altes Haus renovieren möchte, ist oft schon während der ersten Bauplanungen mit Fragen rund um das neue Dach beschäftigt. Festzulegen ist, welche Dachform das Haus zukünftig haben - vor allem aber welche Dachziegelart es zukünftig schmücken - soll. Schnell stößt man bei Recherchen im Internet, in Ausstellungen von Baumärkten oder den verschiedensten Printmedien auf Begriffe wie Flachdachziegel, Hohlfalzziegel/Hohlpfanne , Doppelmuldenfalzziegel, Reformziegel, Biberschwanz, Glattziegel und Verschiebeziegel. Häufig entscheidet zunächst die Optik – frei nach dem Motto „Der erste Eindruck zählt.“
Ganz so einfach sollte man sich die Entscheidung jedoch nicht machen. Denn, neben den optischen Kriterien spielen u.a. Faktoren wie die Regeldachneigung eines jeweiligen Ziegels sowie diverse andere Vor-und Nachteile eine – im wahrsten Sinne des Wortes – tragende Rolle bei einem Dach bzw. einer Dacheindeckung.
Vor diesem Hintergrund haben wir an dieser Stelle eine kleine Fibel der - heutzutage am gängigsten – Dachziegelarten zusammengestellt.
Diese Fibel soll eine Hilfestellung für Bauherren und Bauherrinnen sein, um zunächst einen ersten Überblick über die große Vielfalt an Dachziegeln zu bekommen und sich auf dem entsprechenden Markt orientieren zu können. Denn, schon wenn die ersten unbekannten Begrifflichkeiten erläutert sind, kristallisiert sich oftmals sehr schnell heraus, welche Dachziegelart für das jeweilige Bauprojekt infrage kämen - Auswahlkriterien konkretisieren sich und die anfangs große Liste der möglichen Dachziegel wird ein wenig überschaubarer.

Vor diesem Hintergrund ist es zu Beginn unerlässlich zu erklären, dass Dachziegel grundsätzlich nach der Art und Weise ihrer Herstellung unterschieden werden – nämlich in sog. Pressdachziegel und Strangdachziegel.
Das bedeutet, dass der Pressdachziegel mithilfe eines sog. Stempelpressverfahrens entsteht. Das Rohmaterial, in der Regel ein Gemisch aus Ton und/oder Lehm, durchläuft während der Herstellung verschiedene Pressen und Stempel. Sog. Ton-Batzen, Stücke, werden verpresst, ihre Ober- und Unterformen bestimmen später die Art des Ziegels und der Falze (Rippen und Nuten). Diese Verfalzung sowie die durch diese Herstellungsweise mögliche Überdeckung der Fugen, ermöglichen im Gegensatz zu Strangdachziegeln eine flachere Dacheindeckung und eine sicherere Abführung des Regenwassers. Außerdem bringt diese Art der Verfalzung auch eine große Formenvielfalt mit sich. So können beispielsweise großformatige Ziegel mittels dieser Herstellungsweise problemlos produziert werden.
Strangdachziegel hingegen besitzen in der Regel keine Falze, können also bei einer Dacheindeckung nicht ineinandergreifen. Der Grund dafür ist, dass sie in einem Strang und nicht in Stücken, Batzen, hergestellt werden. Erst nach der Herstellung werden sie nach Maß zugeschnitten.

Die heutzutage gängigen Dachziegelarten können demnach wie folgt zugeordnet werden:

Pressdachziegel: Flachdachziegel, Doppelmuldenfalzziegel, Reformziegel, Glattziegel, Verschiebeziegel

Strangdachziegel: Biberschwanz, Hohlpfannenziegel/Hohlfalzziegel

 

Flachdachziegel

Flachdachziegel besitzen mehrere Verfalzungen und gehören demzufolge zu der Gruppe der Pressdachziegel. Charakteristisch für Ziegel dieser Art ist, dass sie aus – mind. einer doppelten – Ringverfalzung bestehen und ihre wasserführenden Kopf-und Seitenfalze nicht unterbrochen sind. Ihr Vorteil besteht deshalb darin, dass sie besonders regensicher und damit vor allem für Dächer mit geringer Dachneigung geeignet sind. Flachdachziegel werden in diversen Profilen hergestellt. Ihr linksseitiger konisch zulaufender Übergang (Krempe) ermöglicht die Abdeckung des Nachbarziegels und dessen Wasserfalz.

 

Glattziegel

Glattziegel zählen zu der Gruppe der Pressdachziegel. Aktuell ist diese Ziegelart vor allem in städtischen Baugebieten, aber auch immer mehr in ländlichen Baugebieten zu finden. Die schlicht-moderne Eleganz dieser Glattziegel überzeugt vor allem Bauherren und – herrinnen, deren Häuser einer eher schlicht-dezenten Architektur zugrunde liegen. Das geradlinige und symmetrische Design von Glattziegeln bietet eine passende Alternative zu Tondachziegeln in klassischer Optik ,wie z.B. Falzziegeln.
Moderne Glattziegel stehen mit Blick auf ihre Funktion und ihren Aufbau den klassischen Ziegeln in Nichts nach:
Sie verfügen auf der Rückseite über eine sog. Rippenstruktur, die zum einen der Stabilisierung dient und zum anderen als eine Art Kondensatableiter fungiert, der das Dach trocken hält. Kopf- und Seitenpfalz (das sind Verbindungstechniken wie Fugen, Nuten oder auch Fasen) schützen diesen Flachdachziegel vor jeglichen Witterungsverhältnissen. Sturmschäden sind aufgrund der flachen Dacheindeckung bei Glattziegeln fast ausgeschlossen.

 

Hohlfalzziegel/Muldenfalzziegel

Die Einzigartigkeit von Hohlfalzziegeln liegt in deren besonders breiten Mulden, weshalb sie auch häufig unter dem Begriff Muldenfalzziegel zu finden sind. Diese Ziegelart gehört zu der Gruppe der Pressdachziegel. In ihrer Optik gleichen sie einem „S“ - dieses wellenförmige Aussehen kommt vor allem in liegender Position zur Geltung. An der beschriebenen Mulde befindet sich eine einfache Krempe, die zur seitlichen Überdeckung angeformt ist. Die rechte obere sowie die linke untere Ecke dieser Ziegel sind immer abgeschnitten.

 

Hohlpfanne/Hohlpfannenziegel

Hohlpfannenziegel – auch Hohlpfannen genannt – sind klassische Strangdachziegel. Sie werden im bereits beschriebenen Strangpressverfahren hergestellt, besitzen also keinerlei Verfalzungen. Dachziegel dieser Art verfügen über einen langen Eckanschnitt, der die Voraussetzung für eine Verlegung in einer sog. Vorschnittdeckung bildet. Diese Art der Eindeckung ermöglicht ein sehr dichtes und ebenmäßiges Deckbild. Hohlpfannenziegel werden in der Regel bei der Dachrestaurierung von denkmalgeschützten Bauten verwendet oder bei der Eindeckung von sog. Fledermausgauben.

 

Doppelmuldenfalzziegel/Doppelfalzziegel

Doppelmuldenfalzziegel oder Doppelfalzziegel sind klassische Pressdachziegel. Sie verfügen über eine doppelte seitliche Verfalzung und sind somit besonders (sturm-)sicher. Doppelmuldenfalzziegel besitzen – wie es der Name sagt – zwei Mulden. Diese Doppelmude und ein zusätzlicher in der Mitte liegender Steg (Mittelrippen) trennen die wasserführende Ebene des Ziegels.

 

Reformziegel

Reformziegel sind Pressdachziegel, deren Kennzeichen ihre unterbrochene Ringverfalzung sind. Zudem ist charakteristisch für diese Ziegelart, dass ihre wasserführenden Kopf- und Seitenfalze unterbrochen sind und aus einem oder zwei Falzen bestehen. Eine Mittelwulst besitzen Reformziegel nicht. Infolge des relativ großen Verschiebebreiches dieser Ziegel, eignet er sich besonders gut für Dacheindeckungen, bei denen die Lattungen bereits bestehen (Dachsanierungen).

 

Biberschwanzziegel

Biberschwanzziegel sind die ältesten bekannten, und gleichzeitig noch existierenden, Dachziegel. Sie gehören zur Gruppe der Strangdachziegel, weil sie in einem Strang und nicht in sog. Batzen (Stücken) produziert werden. Biberschwanzziegel verfügen über eine glatte Oberfläche, die mit Rippen versehen ist – diese verlaufen vertikal zueinander. Am unteren Rand dieser Ziegel befindet sich immer ein besonderer Schnitt: so gibt es Biberschwanzziegel mit Bogen-, Rund-oder Gradschnitten. Des Weiteren können diese Ziegel – entgegen dem Großteil anderer Dachziegel – auf drei unterschiedliche Arten eingedeckt werden: als Doppeldeckung, als Kronendeckung oder als Einfachdeckung.

 

Verschiebeziegel

Verschiebeziegel sind Pressdachziegel, deren umlaufende Verfalzung ihr Kennzeichen ist. Für gewöhnlich haben Verschiebeziegel eine Kopf- und Seitenfalzung, die eine Höhenverschiebbarkeit zwischen 1 bis 10 cm ermöglichen und somit Zuschnittarbeiten der Latten teilweise gänzlich wegfallen können.